Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. erwirbt Ende des 19. Jahrhunderts Flächen bei Zossen, um das Militär hier besser auszubilden. Truppenübungsplätze, Mannschaftsunterkünfte und Ställe für die Kavallerie werden gebaut. Der Kaiser errichtet an diesem Ort die erste Moschee in Deutschland, weil die kaiserliche Armee versucht, muslimische Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg für deutsche Kriegsinteressen zu gewinnen. Im Laufe der kommenden Jahrzehnte wächst auf märkischem Boden eine große Militärstadt heran, die gleich mehrere Epochen der europäischen Geschichte durchleben wird – das Kaiserreich, den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, die NS-Zeit sowie die Jahre der sowjetischen Besatzung und das wiedervereinte Deutschland.
Die Nationalsozialisten errichten 1937 auf dem Areal, das heute Bücher- und Bunkerstadt ist, bis zu 20 Meter tiefe Bunkeranlagen mit Tarnbezeichnungen wie „Maybach I“, „Maybach II“ und „Zeppelin“. Die unterirdische Anlage dient im Zweiten Weltkrieg als Knotenpunkt der Nachrichtenkommunikation der deutschen Truppen und beherbergt das Hauptquartier des Oberkommandos des deutschen Heeres. Um aus der Luft nicht aufzufallen, werden oberirdisch Häuser im biederen Landhausstil errichtet, die einen harmlosen Siedlungscharakter vortäuschen. Insgesamt erfolgen drei Bombenangriffe der Alliierten, der letzte und größte gut einen Monat vor Einmarsch der sowjetischen Truppen am 20.4.1945.
1947 werden entsprechend der Vereinbarungen des Potsdamer Abkommens Teile der Bunkeranlagen (zum Beispiel die zwölf Häuser von Maybach I) gesprengt sowie technische Ausstattung demontiert. Die sowjetischen Truppen nutzen viele Teile der militärischen Anlagen weiterhin und Wünsdorf wird in den 1950er Jahren zum Sitz des Oberkommandos der sowjetischen, beziehungsweise später russischen Streitkräfte in Deutschland. Mitten in Brandenburg wächst hier eine autarke sowjetische Stadt heran mit Schulen, sogenannten „Magazinen“ (Kaufhallen), Schwimmbädern, Kinos und Theatersälen. Zehntausende sowjetische Soldaten und Bürger leben in der „Verbotenen Stadt“, die Zivilgesellschaft hat bis zum Abzug der russischen Truppen 1994 keinen Zutritt.
In einem Artikel der taz vom 11.6.1993 ist die Rede davon, das damalige Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte in Ostdeutschland in eine Stadt für 30.000 Einwohner zu verwandeln. Ein Vorhaben, das letztendlich nicht vollständig umgesetzt wird. 1994 zieht das russische Militär ab, es wird die Entwicklungsgesellschaft Wünsdorf gegründet. Landesämter sollen hier einen neuen Standort bekommen und man möchte Wohnraum schaffen. 1998 wird auf dem Bunkerareal in Wünsdorf-Waldstadt die erste Bücherstadt in Deutschland nach walisischem Vorbild gegründet. Ein kultureller Geist zieht ein und mehrere Antiquariate siedeln sich hier an. Vier Jahre später wird die Entwicklungsgesellschaft in Wünsdorf-Waldstadt, auf dessen Areal auch die Bücher- und Bunkerstadt liegt, „auf halber Strecke” liquidiert. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Bücherstadt bereits als touristischer Ort etabliert und schon im Jahr darauf wird die Bücherstadt-Tourismus GmbH gegründet, die finanziell auf eigenen Beinen steht. Kurze Zeit später kommt es zur Umbenennung in Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf, sodass die düstere Militärgeschichte des mittlerweile friedlichen Ortes auch im Namen sichtbar wird.
Seit über 20 Jahren finden regelmäßig militärgeschichtliche Führungen in den bis zu 20 Meter tiefen Bunkeranlagen statt und Leseratten entdecken literarische Schätze: Die rund 350.000 Werke aus verschiedenen Zeiten bilden das Herz des Areals. Es gibt drei Museen, die den Besuchern die Militärgeschichte des Ortes nahebringen, darunter unter anderem das Museum „Roter Stern“. Galerien, in denen regelmäßig Lesungen und Events veranstaltet werden, erweitern das kulturelle Angebot.
"Wünsdorf Waldstadt blickt auf eine über 100-jährige Militärgeschichte zurück. Wo früher die Sowjetarme stationiert war, führen heute Bücher das Regiment. Rund 350000 Bücher lassen sich heute in den alten Baracken finden. Mit dem einen oder anderen neuen Lieblingsbuch ausgerüstet, geht es im Anschluss zu einer der faszinierenden Bunkerführungen. Hier kommen Leseratten und Lost-Place Liebhaber gleichermaßen auf ihre Kosten."
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