Zeitgleich mit dem Bau der Königlichen Militäreisenbahn wird ab 1875 auch der Versuchs- und Schießplatz in Kummersdorf errichtet. Der bis dahin in Berlin-Tegel genutzte Schießplatz war für die neue Schusswaffengeneration zu klein geworden. Ende des 19. Jahrhunderts gibt es mit Jüterbog II und Kummersdorf zwei Orte, an denen Waffentechnik vor den Toren Berlins erprobt wird. In direkter Bahnhofsnähe entstehen in den folgenden Jahren Kasernengebäude mit rotem Klinkerstein und Ecktürmen, was dem damaligen Militärbaustil entspricht. Hier werden die Militäreinheiten untergebracht, die in Kummersdorf ausgebildet werden und an der Militärtechnik forschen. Zuerst wird hier die später fast 13 Kilometer lange “Schießbahn Ost” gebaut, die ab 1880 zum Erprobungsschießen genutzt wird. Im Laufe der Zeit entstehen 60 Beobachtungsstände, mehrere Bunker und Sicherheitsbereiche sowie Zielbauten, die zu Zerstörungszwecken errichtet werden. Während des Ersten Weltkrieges wird 1916 die “Schießbahn West” errichtet. Sie dient zur Entlastung der Schiessbahn-Ost. Auf ihr werden kleinere Artillerie-Kaliber sowie Infanteriematerial erprobt. Der Schießplatz wächst zu Deutschlands wichtigster militärischer Erprobungseinrichtung heran.
In den 1920er Jahren wird Kummersdorf zum Versuchsgelände des Heereswaffenamtes der Reichswehr entwickelt. Der Versuchs- und Schießplatz Kummersdorf ist nach den Friedensbeschlüssen des Versailler Vertrages eine der wenigen militärischen Einrichtungen, die weiter bestehen dürfen. Hier wird im Geheimen an der Entwicklung von Artillerie- und Panzerwaffen sowie an der Heeresmotorisierung gearbeitet. Das Spektrum reicht von spezieller Hufbeschlagung für Pferde, Hundezüchtung für militärische Einsatzzwecke über Kochkessel für Feldküchen, Gleisanlagen verschiedener Spurbreiten bis hin zu Fahrzeugen und Nachrichtenmitteln aller Art.
1930 finden in Kummersdorf erstmals Versuche mit Raketen statt, sodass heute oft von der “Wiege der Raumfahrt” gesprochen wird. In der zwischen den beiden Schießbahnen eingerichteten Versuchsstelle West werden anfangs von der Industrie angelieferte Schwarzpulver-Raketentreibsätze erprobt. 1932 wird hier erstmals eine Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk getestet, die genügend Schub entwickelt, um aufzusteigen. Während der Zeit des Nationalsozialismus forschen Wissenschaftler, wie zum Beispiel Wernher von Braun in den 1940er Jahren in der nahegelegenen Physikalisch-Chemischen Versuchsstelle Gottow an der Entwicklung von Nuklearraketen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernimmt die Sowjetarmee das gesamte Areal. Kummersdorf wird bis 1994 für Transporteinheiten und Logistik genutzt. Das in Wünsdorf-Waldstadt ansässige Oberkommando ist ausschlaggebend für den Bau des Militärflugplatzes Sperenberg, der 1958 errichtet wird und auch über ein ziviles Abfertigungsgebäude verfügt.
Während des Abzugs der sowjetischen Streitkräfte dient Sperenberg als Hauptbasis und wird täglich von großen Transportflugzeugen angeflogen. Anfang September 1994 hebt der letzte Transportflug vom Sperenberger Flugplatz ab.
Nach dem Abzug der russischen Streitkräfte geht die Liegenschaft in das Eigentum der Bundesrepublik Deutschland über. In den 1990er Jahren ist Kummersdorf mit dem Flugplatz Sperenberg, ebenso wie Jüterbog, als ein möglicher Standort für den neuen Hauptstadtflughafen im Gespräch. Letztendlich fällt die Entscheidung auf den hauptstadtnahen Standort Schönefeld. Die Flächen in Kummersdorf werden im Jahr 2012 dem Land Brandenburg übertragen. Anschließend wird ein “Entwicklungskonzept für die Gesamtfläche der Heeresversuchsstelle Kummersdorf-Gut" durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben im Zusammenwirken mit dem Land Brandenburg in Auftrag gegeben. Der erste Schritt in Richtung zivile Nachnutzung. Außerdem untersucht eine in 2018 veröffentlichte Machbarkeitsstudie die Möglichkeiten für die Errichtung eines „speicherbasierten Erneuerbare-Energien-Kraftwerks am Standort Sperenberg“. Gegenwärtig werden Vorbereitungen für die Umsetzung eines Waldbrandschutzkonzeptes getroffen, das ebenfalls durch das Land Brandenburg beauftragt wurde und verwirklicht wird. Erst nach Abschluss der Maßnahmen zum Waldbrandschutzkonzept werden die Flächen der ehemals militärisch genutzten Liegenschaft für eine zivile Nachnutzung zum Verkauf angeboten. Die eigentliche Konversion steht also noch aus. Das Areal selbst steht heute unter Denkmalschutz.
Der Ort ist heute aufgrund des hohen Verkehrssicherheitsrisikos nicht regulär für die Öffentlichkeit zugänglich. Durch die hohe Belastung des Bodens durch Munition und Geschosse dürfen die Flächen fernab geräumter Wege nicht betreten werden. Im Rahmen von offiziellen Führungen, die der Förderverein Museum Kummersdorf e.V. anbietet, können Teile des Areals besucht werden. Die Führungstermine werden auf der Webseite des Museums bekanntgegeben: www.museum-kummersdorf.de. In der Dauerausstellung des Museumsvereines können Besucher jeden Sonntag mehr über die Geschichte dieses Ortes erfahren.
"Fotografieren, das ist wie auf Zeitreise gehen. Meine Neugierde zieht mich regelmäßig mit der Kamera an Orte, deren Geschichte mich fasziniert. In meiner Kindheit war Kummersdorf sowie andere von den Sowjets genutzte Flächen für uns DDR-Bürger Sperrzone. Da habe ich mir ausgemalt, wie es dort wohl gewesen sein muss. Als Erwachsene habe ich während der Führung die Erkenntnis gehabt: Die haben hier gelebt, wie ich. Mit Kindergärten, Schulen, Kaufhallen und Wohnungen, die wie unsere aussahen. Während der Erzählungen des Guides habe ich mir das ganz genau vorgestellt und das Heute mit meiner Kamera festgehalten."