Ein kahler Todesstreifen verläuft bis November 1989 zwischen zwei meterhohen Mauern und Zäunen, die Teltow-Seehof und Berlin-Lichterfelde voneinander trennen. Das Grenzgebiet ist Sperrzone, höchstens Grenzsoldaten laufen hier Patrouille. Während die Bäume und Wohnanlagen beiderseits der Grenzanlage teilweise bis an die Mauern heranreichen, herrscht dazwischen gähnende Leere. Dabei ist das Leben in den Wohngebieten nahe der Mauer auf dem Staatsgebiet der DDR keinesfalls alltäglich. Wer zu seinem Grundstück möchte, der benötigt einen Passierschein. Im Laufe der Jahre bemüht sich das Regime darüber hinaus, Wohnungen und Grundstücke direkt an der Grenze lediglich an “verdiente SED-Genossen und andere Linientreue” zu vergeben. Bei ihnen wird davon ausgegangen, dass sie keine Fluchtversuche begehen würden. Drei Menschen fallen der Ideologie der sozialistischen Diktatur an dieser Stelle zum Opfer. Sie werden bei ihrem Fluchtversuch aus der DDR nach West-Berlin erschossen.
Nur fünf Tage nach der überraschenden Grenzöffnung am 9. November 1989 erreicht die Stadt Teltow die Nachricht, dass auch hier ein Grenzübergang geschaffen werden soll. Da die Berliner Seite der Grenze mit Sträuchern überwuchert ist und die Straße auf der Teltower Seite im Bereich der Grenzsicherungsanlagen weggerissen wurde, muss der Weg über den Grenzübergang innerhalb von zwei Tagen neu aufgebaut werden. Folglich rekonstruieren viele Bau- und Grenzsoldaten Tag und Nacht die Verbindung von Ost nach West, indem zuerst die Grenzsicherungsanlagen abgebaut, danach die Wachtürme abgerissen und anschließend das fehlende Straßenstück neu gebaut wird. Die Grenze ist derweil mit einem auf Hüfthöhe gespannten Seil markiert. Das Geschehen wird auf beiden Seiten gespannt beobachtet, während die Menschen den Arbeitern Kaffee und Kekse bringen.
Später weckt das Ende der deutschen Teilung großes Interesse bei der japanischen Bevölkerung, wo die japanische Kirschblüte für die Ankunft des Frühlings und eine Zeit mit besonderer Bedeutung steht. So ruft der Fernsehsender TV Asahi 1990 die Zuschauer zu einer Spendenaktion auf und sammelt damit rund eine Million Euro für die Pflanzung japanischer Kirschbäume an markanten Orten der deutschen Teilung. 1100 dieser Kirschbäume werden 1995 und 1996 auf 1,5 Kilometern Länge entlang des ehemaligen Mauerstreifens auf in Teltow gepflanzt.
Vielen Dank an den Heimatverein Stadt Teltow 1990 e.V. für die Recherche nach Fotomaterial und für die freundliche Erlaubnis, die Bilder im Rahmen der Onlineausstellung zu zeigen.
Heute tummeln sich im Frühjahr zur Blütezeit viele Menschen an dem einst so kahlen, unwirtlichen Ort. Die Kirschblütenallee ist für jeden offen und barrierefrei zugänglich, sie verbindet Ost und West wie selbstverständlich. Im Frühjahr verwandelt sich der Streifen für zwei bis drei Wochen in ein Meer aus rosa Blüten und lädt zum Spazieren, Picknicken und Verweilen ein. Auch für Aktivitäten an der frischen Luft, wie Joggen oder Radfahren, ist der Teil des asphaltierten Mauerweges bestens geeignet. Jedes Jahr Ende April findet hier das Japanische Kirschblütenfest Hanami mit buntem Markttreiben und Speisen aus der Region sowie aus Japan statt.
"Faszinierend, tausend Bäume auf einmal, die in Blüte stehen. Gibt es in der Gegend nicht nochmal, diese Fülle an Kirschblüten ist wirklich besonders. Mein Tipp: Besucht diesen Ort ganz früh am Morgen, dann kommt die Schönheit am meisten zur Geltung und wenn ihr Glück habt, seid ihr hier fast alleine."
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