Die Friedensstadt Weißenberg wird in den Jahren 1920 bis 1935 vom Gründer der Johannischen Kirche Joseph Weißenberg und seinen Anhängern errichtet. Ziel ist der Aufbau eines christlich geprägten Gemeinwesens, mit Wohnen, Arbeit und Gesundheitsversorgung an einem Ort. In 15 Jahren entstehen so ca. 40 Gebäude für etwa 400 Bewohner. Neben Wohnhäusern gibt es auch eine Schule, ein Altersheim, einen Landwirtschaftsbetrieb, Werkstätten, das Heilinstitut, die Kirche auf dem Gelände Waldfrieden und weitere Gebäude.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten übt die GESTAPO (Geheime Staatspolizei) Druck auf Joseph Weißenberg aus. Am 17. Januar 1935 wird die Johannische Kirche verboten und Joseph Weißenberg und seine engsten Mitarbeiter werden verhaftet. Das Kirchenvermögen wird beschlagnahmt und das Gotteshaus durch Demontage von Kruzifix und sakralen Elementen zur Lagerhalle und Reparaturwerkstatt für Fahrzeuge. Auch die lebensgroße Bronzestatue am Denkmalsplatz im Lindenhof wird mit einem Strick unter lauten Rufen: „Komm Jupp!“ vom Sockel geholt.
Die Geschäfte der Christlichen Siedlungsgenossenschaft Waldfrieden laufen unter der Kontrolle der GESTAPO weiter. Gegen den Widerstand einiger Genossenschaftsmitglieder wird ein Zwangsverkauf an das Deutsche Reich durchgesetzt. SS-Standartenführer Dr.-Ing Otto Schwab bekommt im Dezember 1941 den Auftrag die Artillerie-Messschule Glau einzurichten. Im darauffolgenden Jahr ist dort die SS-Artillerie-Schule I Glau mit eigenem Truppenübungsplatz stationiert. Zum Aufbau dieser SS-Einheit werden zeitweise bis 180 Häftlinge des KZ-Sachsenhausens Außenkommando Glau-Trebbin eingesetzt. Die überlebenden Häftlinge kommen nach Auflösung des Lagers im Januar 1945 zurück ins KZ nach Sachsenhausen bei Oranienburg.
Im April 1945 rückt die Rote Armee von Schönhagen in Richtung Blankensee vor. Sie vermutet in Glau noch Widerstandsnester und beschießt das Waldfrieden-Terrain. Der Waldfrieden wird schwer getroffen, gerät in Brand und brennt vollständig nieder. Das Gelände der Friedensstadt fällt der Roten Armee jedoch völlig unversehrt in die Hände, die SS verlässt diesen Standort fluchtartig. Die Sowjetarmee errichtet auf dem Areal der Friedensstadt eine Garnison mit weitläufigem Übungsplatz an der Stelle des heutigen Wildgeheges Glauer Tal.
Das hochgesicherte Militärobjekt ist nur für wenige zugänglich, was eine lückenhafte Dokumentation zur Folge hat. Es ist jedoch sicher, dass nach dem Abzug der Kampftruppen Pioniereinheiten und eine mit modernsten Waffensystemen ausgestattete Flugabwehr-Raketen-Einheit in Glau einziehen. Neben der Nutzung der vorhandenen Gebäude, werden weitere Bauten in der Siedlung errichtet, wie zum Beispiel das Unteroffiziersheim und der DDR-typische Plattenbau im westlichen Teil der Stadt. Dieser dient als Wohnhaus für Zivilangestellte und sowjetische Offiziersfamilien, für deren Kinder es außerdem eine sowjetische Schule gab.
1994 wird die Friedensstadt wieder offiziell an die Johannische Kirche übergeben und die letzten Soldaten der Garnison Glau verlassen den Ort. Die Spuren der langjährigen militärischen Nutzung sind deutlich zu sehen, weshalb als erster Schritt die Gebäude gesichert und die technische Infrastruktur aufgebaut werden müssen. Anschließend werden die trist wirkenden Wohnanlagen nach und nach modernisiert. Der Wiederaufbau der Siedlung hält bis heute an.
Viele Gebäude sind heute saniert und werden bewohnt. Andere Bauten, wie der Plattenbau im Westen der Stadt, sind jedoch noch original erhalten. Auch die typische sowjetische Gebäudemarkierung, ein Kreis mit einer Nummer, ist deutlich an der Fassade sichtbar.
Eine Freiraumausstellung informiert Gäste zur Geschichte der Friedensstadt auf einem Rundweg mit insgesamt 19 Informationstafeln – sie zeigen damals und heute. Diese kann mit einem am Infopunkt ausliegenden Flyer erkundet werden.
Der Bio-Biergarten im Herzen der Siedlung lädt am Wochenende zu einer Pause bei einem kühlen Bier und leckerem Gegrillten im Schatten der Linden ein. Im angrenzenden Laden gibt es eine große Auswahl an Bio-Produkten und regionaler Feinkost und eine Frischetheke. Ein Bistro mit Terrasse sorgt für eine kleine Stärkung zwischendurch.
Sonntags 11 Uhr gibt es einen Gottesdienst für Besucher und Mitglieder der Kirche. Jedes Jahr im Sommer findet der „Blankenseer Musiksommer“ mit Orgelkonzerten, Orchesteraufführungen und Kammermusik statt.
"Wenn man aus der Friedensstadt die Treppe hoch "zur Sonne" nimmt, wähnt man sich in einer anderen Welt. Ein düsterer, ausgedienter alter Gasthof ("Goldene Sonne") thront über dem Ort und gibt gleichsam Rätsel auf. Auch weitere Zeugnisse der Vergangenheit warten am Weg Richtung Gipfelkreuz auf den Entdecker. Dies macht Glau – zusammen mit dem wunderbaren Krüppelkiefernwald in den Glauer Bergen – zu einem fast schon mystischen Ort."