Ende des 19. Jahrhunderts: Die Lungenkrankheit Tuberkulose breitet sich besonders in Berlin rasant aus. Um dagegen zu steuern, kauft die Landesversicherungsanstalt 1898 ein 140 Hektar großes Gelände zur Errichtung der Heilstättten. Das Areal wird in Quadranten unterteilt: Nördlich der Bahnlinie wird die Lungenheilstätte, südlich ein Sanatorium gebaut. Durch die Landstraße getrennt befinden sich im Osten die Gebäude für Männer, im Westen für Frauen. Die Zahl der Erkrankten steigt weiter an, sodass mit den Jahren immer mehr Bauten auf dem Areal errichtet werden. Primäres Ziel ist die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit der Kranken, besonders der erkrankten Soldaten.
Im Ersten Weltkrieg geht die Heilstätte erstmals in die Hände des Militärs über und wird überwiegend für Angehörige des Militärs genutzt. Zeitgleich errichtet das Rote Kreuz auf dem Gelände ein Lazarett zur Aufnahme verwundeter Soldaten. Auch der Gefreite Adolf Hitler liegt 1916 hier zur Behandlung. Nach Ende des Krieges bekommt das Areal wieder seine ursprüngliche Funktion und kehrt in den Vorkriegsalltag zurück. Die Patientenzahl steigt weiterhin stetig an und die Kapazität der Heilstätte ist voll ausgelastet.
1923 folgt mit der Wirtschaftskrise der nächste Einbruch, woraufhin die Patientenanzahl auf ein Minimum reduziert und einige Teile der Anstalt geschlossen werden müssen. Kurz darauf beruhigt sich die Situation jedoch wieder und die Anlage wird nach dem Kauf angrenzender Flächen noch weiter ausgebaut. Auch im Zweiten Weltkrieg wird das Gelände als Lazarett genutzt, wieder wird die Anlage vergrößert, um mehr Patienten aufnehmen zu können.
Die Kriegsjahre hinterlassen auf dem Gelände Spuren und die Gebäude sind zum Teil schwer beschädigt. In den letzten Kriegstagen ziehen sich die deutschen Einheiten samt Klinikpersonal und Patienten Richtung Westen zurück, die Rote Armee übernimmt die riesige Anlage, baut den Großteil erneut auf und erklärt sie zum militärischen Sperrgebiet. Fortan haben Deutsche keinen Zutritt zum Gelände. Nichtsdestotrotz werden hier viele zivile Menschen aus der Region beschäftigt und durch deren Vermittlung sogar Deutsche behandelt . Die Heilstätten gelten bis 1994 als größtes sowjetisches Militärkrankenhaus außerhalb der UdSSR. In dieser Zeit wird Beelitz zunehmend "sowjetischer": Sowjetische Frauen besuchen ihre Männer, sowjetische Soldaten treten von hier aus ihre Heimreise an und überall sind kyrillische Schriften zu sehen. Nachdem Medikamente zur Bekämpfung der Tuberkulose gefunden wurden, werden vereinzelt Gebäude der Lungenheilstätte zu einem Café, einer Post, Unterkünften, einem Kino und einem Theater umfunktioniert. Der Großteil bleibt jedoch als Krankenhaus bestehen. Nach dem Mauerfall lebt auch Erich Honecker ein Jahr lang mit seiner Frau in den Beelitzer Heilstätten im Schutz der Sowjets, bevor sie nach Moskau ausgeflogen werden. 1994 ziehen die russischen Truppen ab.
"Spannend an Beelitz Heilstätten finde ich die wechselvolle Geschichte. Einst Lungenheilstätte, dann Kriegslazarett und zum Schluss Krankenhaus der sowjetischen Armee in der DDR. Faszinierend ist auch die Architektur, besonders die expressionistische Formensprache in der alten Chirurgie."
Schon nach dem Abzug der russischen Truppen befinden sich die Bauten zum Teil in einem schlechten Zustand, da diese aufgrund der geringen finanziellen Mittel nur selten Reparaturen vornahmen. Lange Zeit stehen die bei Fotografen und Filmproduktionen beliebten Beelitzer Heilstätten leer und werden von Diebstahl und Vandalismus geprägt. Sie drohen zu verfallen. Später werden Teile der Liegenschaft an verschiedene Investoren veräußert. 2008 ist für den Quadranten der Lungenheilstätte für Frauen eine touristische Nutzung durch den Bau eines Baumkronenpfades geplant.
2015 wird der Baumkronenpfad eröffnet, dessen Weg auf 22 Metern Höhe über die Weltkriegsruine des Alpenhauses führt. Besonders faszinierend ist hierbei der Wald, der seit 1945 auf dem Dach des ausgebrannten Gebäudes wächst. Vom 40 Meter hohen Aussichtsturm des Baumkronenpfades aus können Besucher einen Blick über den Fläming schweifen lassen und bis nach Berlin schauen. Der Pfad sowie das gesamte Gelände des Parks sind barrierefrei zugänglich. Verschiedene Führungen geben einen Einblick in die Geschichte der Lungenheilklinik. Tipp: Beim Besuch der Beelitzer Heilstätten lohnt sich ein Abstecher in den benachbarten Barfußpark.
"Beelitz-Heilstätten ist ein Ort, an dem man in die Geschichte eintaucht und außerdem erlebt, wie sich die Natur ein Lost Place zurückerobert. In jeder Jahreszeit und in jedem neuen Jahr sieht es etwas anders aus und es gibt Neues zu entdecken und zu fotografieren. So faszinierend, dass ich mittlerweile hier wohne."
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