Die Strecke zwischen Jüterbog und Wittenberg, die wir Ihnen als Grundlage einer mehrtägigen Radtour empfehlen, ist – wie Sie wahrscheinlich wissen – ein geschichtsträchtiges Pflaster. Die Strecke, die Sie auf Rädern zurücklegen, haben die Menschen vor 500 Jahren zu Fuß (und ohne luftgepolsterte Air-Force-One-Schuhsohlen) bewältigt. Das mag unter anderem daran gelegen haben, dass den Wittenbergern seinerzeit Großes versprochen wurde: Der Dominikaner und Ablassprediger Johann Tetzel war mit großem Tross in die Stadt gekommen, um den Menschen das zu verkaufen, was es sonst nur im unerreichbaren Rom gab: den päpstlichen Ablass.
In Jüterbog konnten sie nach Messe und Beichte in der Stadtkirche St. Nikolai einen – Achtung: Wortspiel – sündhaft teuren Ablassbrief erwerben, und mit ihm das Gefühl, mit Gott und der Welt im Reinen zu sein und das sichere Himmelsglück in der Tasche zu haben. Dass diese Leichtigkeit, sich Gnade wie in einem „Kaufhaus für saubere Seelen“ erwerben zu können, auf massive Kritik aus Wittenberg stieß, ist allgemein bekannt – und löste letztlich die Reformation aus.